15.07.2025 Lesezeit: ca. 7 Minuten
Es ist wieder so weit: Die schönsten Wochen des Jahres stehen bevor, Urlaubszeit! Klar, dass es für eine entspannte Zeit einiger Vorbereitungen bedarf. Koffer packen, Abwesenheitsassistent einrichten, und die Versorgung der Blumen regeln. Doch was ist mit den Wertpapieren im Depot?
Wie beim Wetter, kann es auch an den Kapitalmärkten das eine oder andere Sommergewitter geben. Beispiel DAX: Statistisch betrachtet lassen insbesondere die Monate August und September beim deutschen Leitindex eine schwache Performance erwarten. Seit seiner offiziellen Gründung Anfang Juli 1988 bis Ende 2024 zeigte der DAX in 19 von bislang 37 Jahren eine negative Wertentwicklung im August. Das ist etwas mehr als die Hälfte der Fälle. Der September wies sogar in 22 von 37 Jahren und somit in 59,46 % der Fälle eine negative Wertentwicklung auf.
Im Durchschnitt der bisherigen Jahre ergab sich für den DAX in den Monaten August bzw. September ein Verlust von 1,99 % bzw. 2,08 %.1 Einschränkend muss angemerkt werden, dass es sich hierbei um Werte handelt, die aus historischen Daten resultieren und die keine Indikation für künftige Entwicklungen geben. Wer jedoch im Urlaub nicht ständig einen Blick auf seine Wertpapiere werfen möchte, sollte sich vorher ein paar Gedanken machen, wie sich das Depot absichern lässt.

Wer sollte was vor dem Urlaub beachten?
Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Wertpapiere im Depot regelmäßig zu überprüfen. Passen die einzelnen Positionen noch zum verfolgten Anlageziel? Wurden bereits Ziele erreicht und wo haben eventuell die Risiken zugenommen? Ob die Wertpapiere verkauft oder gehalten und das Depot abgesichert werden sollte, hängt auch maßgeblich von den jeweiligen Anlagezielen sowie dem Anlagezeitraum ab.
- Sie möchten Vermögen aufbauen und dafür Aktien nutzen? Dann brauchen Sie einen langfristigen Anlagehorizont. Kurzfristige Kursschwankungen können Sie gelassen hinnehmen und müssen nicht tätig werden. Durch den langfristigen Anlagehorizont haben die Wertpapiere genug Zeit, um zwischenzeitliche Rückgänge der Kurse wieder aufzuholen. Investieren Sie regelmäßig feste Beträge über einen Sparplan, partizipieren Sie zudem am Durchschnittskosteneffekt (Cost-Average-Effect). Sinken die Kurse, werden für den gleichen Betrag mehr Anteile an dem jeweiligen Wertpapier erworben.
- Möchten Sie mittelfristige Trendbewegungen nutzen und Wertpapiere einige Wochen bis zu mehreren Monaten im Depot halten, bietet es sich an, bestehende Positionen kritisch zu prüfen. Weist ein Wertpapier einen hohen Gewinn auf oder wurde das Anlageziel fast erreicht und es besteht nur noch begrenztes Potenzial, sind Gewinnmitnahmen eine Option. Neue Käufe werden erst nach dem Urlaub getätigt. Bei Wertpapieren, die sich nicht wie gewünscht entwickelt haben oder bei denen das Risiko für eine nachteilige Kursentwicklung zugenommen hat, ist ein Verkauf zur Verlustbegrenzung überlegenswert. Wertpapiere, für die weiteres Potenzial gesehen wird, können gehalten und mit Stopps gegen größere Kursrücksetzer abgesichert werden.
- Besteht Ihr Ziel darin, zu traden und kurzfristige Kursbewegungen auszunutzen, besitzen Sie in der Regel einen deutlichen kürzeren Zeithorizont. Meist nur von wenigen Tage. Daytrader schließen ihre Positionen sogar noch am gleichen Handelstag. Dies bietet sich auch vor dem Urlaub an. Die Frage, wie sich das Depot absichern lässt, stellt sich damit nicht. Der Urlaub kann genutzt werden, um mal komplett abzuschalten.
3 Facts:
- August und September waren in der Vergangenheit häufig schlechte Börsenmonate.
- Je nach Anlageziel und Anlagezeitraum, kann ein Depot „urlaubsfest“ gemacht werden.
- Mit Stop-Orders können einzelne Depotpositionen abgesichert werden.
Was sich aus dem Angstbarometer VIX für die nächsten Wochen ableiten lässt.
Depot absichern, mit Stopps ganz einfach!
Wertpapiere, die im Depot verbleiben, lassen sich mit einem Stop-Loss gegen größere Verluste absichern. Gewinne können mit einem Trailing Stop-Loss abgesichert werden. Stopps helfen Anlegern auf einfache Weise, eine Grundregel an der Börse umzusetzen: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen.
Durch den Einsatz von Stopps muss das Depot vor einem Urlaub also nicht komplett geräumt werden. Das ist schon im Hinblick auf die Transaktionskosten wenig sinnvoll, wenn beispielsweise die gleichen Aktien wenige Wochen später erneut gekauft werden. Weiterhin aussichtsreiche Wertpapiere können mit Orderzusätzen wie Stop-Loss, Trailing Stop-Loss oder One-cancels-other abgesichert werden.
Tipp: Von Juli bis September befinden sich viele Marktteilnehmer im Sommerurlaub. Ein geringeres Angebot und eine geringere Nachfrage können dann zu größeren Kursschwankungen führen, ohne dass es dafür einen fundamentalen Grund wie beispielsweise neue Unternehmenszahlen gibt. Vor diesem Hintergrund sollte bei der Festlegung der relevanten Kursniveaus für eine Stop-Loss-Order darauf geachtet werden, den Stopp nicht zu eng unter das aktuelle Kursniveau zu setzen.
Put-Optionsscheine können Verluste ausgleichen
Anleger, die ihre Aktien, ETFs oder Fonds nicht verkaufen möchten, können sich mit Put-Optionsscheinen gegen Kursverluste absichern. Ein Put-Optionsschein ist ein Derivat, dessen Wert steigt, wenn der Kurs des zugrunde liegenden Basiswerts – etwa einer Aktie oder eines Aktienindexes – fällt. So lassen sich mögliche Verluste im Depot abfedern.
Allerdings gilt: Wenn die Kurse der Depotwerte nicht fallen oder sogar steigen, kann ein Put-Optionsschein, sofern er nicht rechtzeitig verkauft wird, wertlos verfallen. Daher sollte der Einsatz wohlüberlegt sein und zur individuellen Anlagestrategie passen. Für erfahrene Anleger kann der gezielte Einsatz von Puts in volatilen Sommermonaten eine sinnvolle Ergänzung zur Stop-Loss-Strategie darstellen.
Wie Put-Optionsscheine genau funktionieren und welche Aspekte bei der Auswahl und dem Einsatz zu beachten sind, erfahren Sie im entsprechenden Kapitel unseres FinanzCoachs.
Quellen:
1 SensexIndia.in (https://sensexindia.in/indices/Dax-Performance-Index-Returns.aspx); eigene Berechnung