26.08.2025 Lesezeit: ca. 7 Minuten
In den vergangenen Jahren wurden die Börsen von mehreren mächtigen Trends und einschneidenden Ereignissen geprägt. Technologische Durchbrüche – allen voran der rasante Fortschritt im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) – sorgten für spektakuläre Kursgewinne bei Technologiewerten und rückten innovative Geschäftsmodelle ins Zentrum des Anlegerinteresses. Parallel dazu erschütterten geopolitische Krisen immer wieder das Vertrauen der Märkte. So lösten etwa der Krieg in der Ukraine, eine daraus resultierende Energiekrise sowie eine sprunghaft anziehende Inflation im Jahr 2022 starke Turbulenzen an den Börsen aus.

Auch im Jahr 2025 bleibt das Marktumfeld von Unsicherheit und widersprüchlichen Signalen geprägt. Die Begeisterung für KI ist zwar nach wie vor ein wichtiger Treiber, doch haben neue Störfaktoren an Gewicht gewonnen. Nach einer dynamischen Jahresendrallye im Jahr 2024 gerieten die Kurse im Frühjahr 2025 zunehmend unter Druck. Handelskonflikte, konjunkturelle Warnsignale und vor allem die erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump verunsicherten die Investoren und führten zu teils kräftigen Rücksetzern an den Aktienmärkten.
Neben der realwirtschaftlichen Lage sind es häufig auch die Erwartungen an die Geldpolitik der Notenbanken sowie deren tatsächliches Handeln, die die Entwicklung der Aktienkurse maßgeblich beeinflussen. Während die Europäische Zentralbank (EZB) seit einiger Zeit einen expansiven Kurs fährt und die Leitzinsen schrittweise senkt, agiert die US-Notenbank (Fed) deutlich zurückhaltender. Das führte im ersten Halbjahr 2025 dazu, dass europäische Indizes ihre US-Pendants in der Performance zeitweise übertreffen konnten.
3 Facts:
- Technologische Trends wie KI, geopolitische Krisen und die Geldpolitik der Notenbanken prägen die Börsen aktuell.
- Historische Daten zeigen, dass es wiederkehrend starke und schwache Börsenmonate gab.
- Saisonalität kann in der Anlagestrategie berücksichtigt werden, sollte aber nie das alleinige Entscheidungskriterium sein.
Sollte man im Mai Aktien verkaufen und im September kaufen?
Diese übergeordneten Trends dominieren die Aktienmärkte. Und doch gibt es einen weiteren Faktor, der die Börsenentwicklung beeinflussen kann und oft übersehen wird: die Saisonalität. In der Vergangenheit ließen sich im Jahresverlauf immer wiederkehrende Muster beobachten. Unter Anlegern ist in diesem Zusammenhang die Börsenweisheit „Sell in May and go away, but remember to come back in September” bekannt. Dahinter steckt die Beobachtung, dass Aktienkurse in den Sommermonaten häufig schwächeln und erst im Herbst bzw. Winter wieder an Fahrt aufnehmen.
Ein solches saisonales Muster lässt sich beispielsweise beim DAX bzw. seinen Vorgängern erkennen. Sowohl der Hardy-Index (ab 1959), der Index der Börsen-Zeitung (ab 1981) als auch der heutige DAX (ab Juni 1988) verzeichneten in den Sommermonaten August und September auffallend häufig Kursrückgänge. Im Durchschnitt der vergangenen 66 Jahre verlor der Index im August 0,31 %, im September sogar 1,74 %. Deutlich freundlicher präsentiert sich dagegen die Bilanz der Monate Oktober bis Dezember mit durchschnittlichen Zugewinnen von 0,64 % im Oktober, 1,45 % im November und 0,95 % im Dezember.

Stand: 31.07.2025

Quelle: finanzen.net (https://www.finanzen.net/index/euro_stoxx_50/performance)
Stand: 31.07.2025
Auch beim EURO STOXX 50, dem Leitindex für die Eurozone, lassen sich seit seiner Auflage (1998) vergleichbare saisonale Muster erkennen. Eine mögliche Erklärung ist, dass viele Marktteilnehmer – darunter auch institutionelle Investoren – nach der Urlaubszeit an die Börse zurückkehren. Zudem versuchen Fondsmanager zum Jahresende häufig, ihre Performance aufzubessern oder gut gelaufene Titel ins Portfolio zu holen. Dieses Verhalten ist als Window-Dressing bekannt und kann im vierten Quartal für zusätzliche Kaufimpulse sorgen.
Saisonale Muster können sich verändern
Bei Investments können saisonale Muster berücksichtigt werden. Eine solche Strategie ist allerdings nicht frei von Risiken. Anlegern sollte bewusst sein, dass die Auswertung historischer Daten keine Garantie für künftige Entwicklungen bietet.
Oft reicht schon ein einzelnes außergewöhnliches Ereignis aus, um statistische Muster zu verschieben. So galt der Oktober aufgrund der Börsencrashs von 1929 und 1987 lange Zeit als schwacher Börsenmonat. Durch die Asienkrise im Sommer 1997, die Russlandkrise im Spätsommer 1998, die Anschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001, die Insolvenz von Lehman Brothers im September 2008 oder die Verschärfung der EU-Schuldenkrise im Sommer 2011 veränderte sich die Statistik jedoch zu Ungunsten der Monate August und September.
Daher gilt: Saisonalität kann ein nützlicher Baustein im Investmentprozess sein, jedoch niemals der alleinige. Wer sie nutzen möchte, sollte stets auch die aktuelle Nachrichtenlage, die Marktstimmung und fundamentale Entwicklungen im Blick behalten.
Und wie handhaben Sie saisonale Muster bei Ihren Investments? Haben Sie schon einmal im Mai verkauft und sind im Herbst wieder eingestiegen – ganz nach dem Motto „Sell in May and go away, but remember to come back in September”? Oder verfolgen Sie eine andere Strategie? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Überlegungen mit unserer Community!