Derivate verstehen: Chancen und Risiken für Anleger

Ob die Kurse steigen oder fallen: Erfahrenen Anlegern steht eine große Vielfalt an Produkten zur Verfügung, mit denen sich in alle Richtungen handeln lässt – von klassischen Optionen und Optionsscheinen bis zu Hebelzertifikaten. Wenn Sie solche Derivate nutzen wollen, sollten Sie aber deren spezifische Potenziale und Risiken genau verstehen. Erst bei richtigem Einsatz können sie helfen, Positionen abzusichern oder zusätzliche Ertragschancen zu erschließen – bei vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz.

Dunkelhaariger Mann sitzt vor mehreren Bildschirmen und schaut konzentriert hinein

Inhalt Modul 2
In allen Marktzyklen handeln

1. Dieser Faktor stabilisiert das Depot 2. Wann ist welche Branche angesagt? 3. So helfen Gold und Immobilien 4. Wie Sie mit Reißleine investieren

5. Das leisten Derivate

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Calls und Puts

Das Prinzip bei klassischen Optionen und Optionsscheinen: Calls verbriefen das Recht, einen Basiswert wie zum Beispiel eine Aktie später zu kaufen, zu einem vorab festgelegten Kurs. Put-Optionen verbriefen das Recht, den Basiswert später zu dem vorab festgelegten Kurs zu verkaufen. Dabei wird zwischen europäischen und amerikanischen Varianten unterschieden: Amerikanische können Sie jederzeit während der Laufzeit und europäische nur am Verfallstag ausüben. Als Käufer von Calls oder Puts haben Sie dann ein Recht auf „Lieferung“ oder „Abnahme“ des Basiswerts. Mit Calls setzen Sie auf steigende Kurse des Basiswerts, mit Puts dagegen auf fallende Notierungen.

Ertragsprofile von Calls und Puts

Diagramm mit Break-Even-Point nach dem Ausübungspreis und Basispreis — Das Diagramm zeigt die Gewinn- und Verlustprofile zweier Optionenstrategien (Short Call und Long Call) in Abhängigkeit vom Kurs des Basiswerts. Die horizontale Achse (x-Achse) stellt den Kurs des Basiswerts dar, während die vertikale Achse (y-Achse) den Gewinn beziehungsweise Verlust abbildet. Die Skala reicht beim Gewinn von -15 bis +15. Zentrale visuelle Elemente: Blaue Linie (mit Kreis "1"): Stellt den „Short Call“ dar. Diese Linie verläuft zunächst waagerecht im positiven Bereich, sinkt dann am Break-Even-Point schräg ab und läuft im negativen Bereich weiter. Das bedeutet: Der maximale Gewinn ist zunächst begrenzt; bei steigendem Kurs des Basiswerts entstehen immer höhere Verluste. Grüne Linie (mit Kreis "2"): Zeigt den „Long Call“. Sie startet waagerecht im negativen Bereich (anfänglicher Verlust durch gezahlte Prämie), steigt ab dem Break-Even-Point schräg an. Das bedeutet: Mit steigendem Kurs kann der Gewinn unbegrenzt steigen, während der maximale Verlust auf die Prämie beschränkt ist. Beschriftungen: Ein senkrechter, gestrichelter Strich markiert den „Ausübungspreis, Basispreis“. Ein großer Punkt hebt den „Break-Even-Point“ hervor, also den Kurs, bei dem weder Gewinn noch Verlust entsteht. Zusammenhänge: Beide Linien schneiden sich am Break-Even-Point, jenem Kurs, an dem die jeweilige Strategie weder Gewinn noch Verlust erzielt. Der Short Call gewinnt, solange der Basiswert nicht über dem Ausübungspreis liegt, muss aber bei stark steigendem Kurs hohe Verluste akzeptieren. Der Long Call verliert zu Beginn (Prämie), profitiert jedoch bei steigenden Kursen immer stärker.

Diagramm mit Break-Even-Point vor dem Ausübungspreis und Basispreis — Das Diagramm zeigt die Gewinn- und Verlustverläufe von zwei Optionenstrategien: Short Put (blaue Linie, mit 1 markiert) und Long Put (grüne Linie, mit 2 markiert), jeweils in Abhängigkeit vom Kurs des Basiswerts. Die Y-Achse stellt den Gewinn dar, die X-Achse den Kurs des Basiswerts. Die blaue Linie beginnt links oben bei hohem Gewinn, sinkt linear, und verläuft ab dem Break-Even-Point, der mit einem schwarzen Punkt markiert ist, waagrecht unterhalb der Nulllinie. Die grüne Linie beginnt links unten bei hohem Verlust, steigt linear und verläuft ab dem Break-Even-Point waagrecht oberhalb der Nulllinie. Der Break-Even-Point ist als Schnittpunkt der beiden Linien markiert. Dort schneiden sich beide Linien bei null Gewinn. Rechts vom Break-Even-Point, beim sogenannten Ausübungspreis beziehungsweise Basispreis, bleiben beide Linien konstant. Oben rechts in der Legende steht: 1 steht für Short Put (blau), 2 für Long Put (grün). Das Diagramm macht deutlich: Beim Short Put gewinnt man, wenn der Basiswert steigt, beim Long Put gewinnt man, wenn der Basiswert fällt.

Der Hebeleffekt

Zu den Bedingungen von Derivaten wie Optionen und Optionsscheinen gehören unter anderem der Basispreis, die Laufzeit und das Bezugsverhältnis. Letzteres drückt aus, auf wie viele Einheiten des Basiswerts sich das Produkt bezieht. Der finanzielle Aufwand, über solche Derivate an der Kursentwicklung teilzuhaben, ist zunächst vergleichsweise gering. Die Produkte spiegeln Kursänderungen des Basiswerts überproportional. Man spricht dabei von einem Hebeleffekt. Dieser eröffnet selbst bei kleinen Kursbewegungen unter Umständen große Chancen, erhöht aber das Risiko, wenn man falsch liegt.

Puts zur Sicherung einsetzen

Für den Einsatz eines Put-Optionsscheins zur Absicherung ein Beispiel: Sie sind in größerem Umfang in einer Aktie investiert. Sie werden unsicher, ob diese ihren Aufwärtstrend fortsetzt. Wenn Sie nun einen Put auf die Aktie kaufen: Der Wert des Puts steigt, wenn der Kurs der Aktie tatsächlich fällt. So können Sie die Buchverluste in der Aktie teilweise kompensieren. Die Aktie selbst kann erst einmal im Depot bleiben. Dabei bestimmt die genaue Ausgestaltung des Puts den Umfang der Absicherung. Fällt der Kurs nicht auf das befürchtete Niveau, wird der Put zwar unter Umständen wertlos. Aber so ist das mit Versicherungen: Die Prämien werden in jedem Fall fällig.

Aus dem Lexikon

Call

Ein Call ist eine Option oder ein Optionsschein, deren Käufer das Recht aber nicht die Pflicht erwirbt, ein bestimmtes Wertpapier zu bestimmten Konditionen zu kaufen.

Hebelzertifikate

Als Emittentenrisiko oder Bonitätsrisiko wird das Risiko bezeichnet, dass der Emittent eines Wertpapiers seine fälligen Zahlungen nicht mehr begleicht.

Put

Ein Put ist eine Option oder ein Optionsschein, deren Käufer das Recht aber nicht die Pflicht erwirbt, ein bestimmtes Wertpapier zu bestimmten Konditionen zu verkaufen.

Hedging eines Depots

Jede einzelne Position abzusichern, ist sehr teuer. Bewegt sich Ihr Depot aber im Großen und Ganzen ähnlich wie ein Börsenindex, zum Beispiel wie der DAX? Dann könnten Sie einen Put auf den Index auch einsetzen, um das Depot in gewissen Grenzen abzusichern. Die „Versicherungsleistung“ hängt dann neben der Ausstattung des jeweiligen Produkts stark davon ab, wie genau sich das Depot wirklich mit dem gewählten Index in eine Richtung bewegt.

Optionen oder Optionsscheine?

Optionen und Optionsscheine haben zwar einige Grundprinzipien gemeinsam, haben aber auch große Unterschiede: Bei Optionsscheinen bestimmen die jeweiligen Emittenten die konkreten Bedingungen. Optionen dagegen werden an spezialisierten Börsen wie der EUREX gehandelt. Sie sind in ihrer Laufzeit und den Konditionen standardisiert. Um sie zu handeln, benötigen Sie ein Margin-Konto. Unter Umständen kann der Verlust bei Optionen über den ursprünglichen Einsatz hinausgehen.

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Fazit

Derivate sind nur etwas für Anleger, die diese Produkte und deren Risiken genau kennen.
Mit Optionen und Optionsscheinen können Anleger auf steigende wie auf fallende Kursen setzen.
Mit solchen Derivaten lassen sich insbesondere große Positionen zusätzlich absichern.